Zauberer rufen es mit dramatischer Stimme:
Abrakadabra! Doch kaum jemand fragt sich, woher dieses
Wort stammt. Eine mögliche Antwort führt uns weit zurück - in die geheimnisvolle Welt der Gnostiker, wo der Name Abraxas eine zentrale Rolle spielte.
Ein göttliches Wesen aus den Tiefen des Gnostizismus
Abraxas war für viele frühe Gnostiker mehr als nur ein Name - er war ein Prinzip. Ein kosmisches Wesen, das über 365 geistige Entitäten herrschte, jede erschaffen aus reiner Weisheit. Die Zahl ist kein Zufall: Sie steht für die Sonnenumläufe im Jahr, ein Symbol zyklischer Vollkommenheit im alten geozentrischen Weltbild. Nicht nur die Bedeutung des Wortes war von Bedeutung, sondern auch sein Zahlenwert - im Griechischen ergibt Abraxas genau 365.
Das ikonische Abraxas-Symbol - ein Mann mit Hahnenkopf, bewaffnet mit Schild und Peitsche - zierte unzählige Amulette im alten Europa, Nordafrika und Kleinasien. Es sollte nicht nur Schutz spenden, sondern auch die Verbindung zwischen höheren geistigen Ebenen und der irdischen Welt symbolisieren.
Von Christusgesandten und verbotenen Lehren
Die katholische Kirche sah in den
Lehren des Basilides, einem bekannten gnostischen Lehrer, eine gefährliche Abweichung. Bischof Irenäus beschrieb im 2. Jahrhundert, das Abraxas als Herrscher aller
Himmel galt. Später behauptete Epiphanius sogar, dass nicht der Schöpfergott, sondern Abraxas selbst Christus auf die Erde geschickt habe - ein Affront gegen die damals entstehende Dogmatik. Die Kirche reagierte prompt und stufte die Anhänger als Ketzer ein.
Ein Name mit vielen Ursprüngen
Die Ursprünge des Wortes sind bis heute umstritten. Manche vermuten eine ägyptische Wurzel - zusammengesetzt aus "abrak" und "sax", was "das geehrte
Wort" bedeutet. Andere glauben an einen magischen, vielleicht sogar göttlich inspirierten Ursprung. Sir Godfrey Higgins sah im frühen 19. Jahrhundert in Abraxas eine Art ägyptische Schutzformel, die so viel bedeutete wie: "Tue keinem weh."
Die Verbindung zur griechischen Mythologie ist ebenfalls faszinierend: Abraxas war angeblich der Name eines göttlichen Pferdes des Sonnengottes Helios, das die Göttin Aurora durch den Himmel zog. Ein Bild voller Licht, Aufbruch und Erneuerung.
Die ewige Präsenz eines geheimen Namens
Auch heute noch übt das Wort eine ungebrochene Faszination aus. Es findet sich auf Talismanen, in Fantasy-Literatur, auf Schmuckstücken und in Videospielen. Abraxas ist zu einem Sinnbild geworden - für
Magie, Geheimwissen und die Suche nach etwas Höherem.
Vielleicht liegt seine wahre Kraft genau darin: in seiner Vieldeutigkeit. In der stillen Ahnung, dass manche Worte mehr in sich tragen, als wir begreifen können. Und dass manche Geheimnisse nie ganz verloren gehen - sie flüstern uns weiter zu, verborgen im Klang uralter Namen.
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