Die
Angelologie ist ein Teilgebiet der Theologie, das sich mit der Natur, Aufgabe und Hierarchie von Engeln befasst. Diese geistigen Wesen sind fester Bestandteil verschiedener religiöser Traditionen - insbesondere der assyrisch-babylonischen, iranischen, jüdischen und christlichen Kulturkreise.
Engel gelten als übernatürliche Kräfte im Dienste Gottes. Ihre Einteilung erfolgt häufig in Ränge oder Sphären, wobei die himmlische Hierarchie des Pseudo-Dionysius eine der bekanntesten Grundlagen für diese Einteilung darstellt.
Im Mittelalter wurde die Angelologie stark von der kabbalistischen Schule in Girona geprägt. Dort entwickelte sich eine systematische Sammlung von Engeln und
Dämonen, einschließlich ihrer Namen, Bedeutungen und Wirkungsbereiche. Beispiele dafür sind:
Michael ("der wie Gott ist")
Gabriel ("starker Mann Gottes")
Uriel ("
Feuer Gottes")
Abaddon ("Zerstörung")
Asmodeus ("Geist des Gerichts")
Baalzebub ("Herr der Fliegen")
Angelologie und die 72 Bewusstseinsfelder
In der mystisch geprägten
Angelologie, insbesondere im kabbalistischen Kontext, symbolisieren Engel 72 Bewusstseinsfelder, die Aspekte göttlicher Vollkommenheit verkörpern. Diese Felder stehen für Tugenden, Energien und geistige Kräfte im idealen Zustand.
Die Überzeugung lautet: Der Mensch trägt diese Qualitäten in sich. Durch bewusste spirituelle Praxis können sie "reaktiviert" werden, sodass der Mensch Zugang zu diesen inneren Potenzialen erhält.
Trotz dieser Vorstellung betont die Bibel, dass Engel eigenständige Geschöpfe sind, die nie menschlich waren und auch nie menschlich werden. Sie wurden - ebenso wie der Mensch - direkt von Gott erschaffen.
Daher wird ein Engel in der Angelologie auch als ein Aspekt göttlichen Bewusstseins verstanden, der in der geistigen Welt des Menschen wirkt. Die bekannte Darstellung kindlicher Engel mit Flügeln spiegelt symbolisch die Rückverbindung zu einem reinen, kindlichen Zustand wider - begleitet von innerem Wissen und geistiger Freiheit.
Einflüsse in den Weltreligionen
Der Glaube an Engel ist fest verankert in den vier großen westlichen Religionen: Judentum, Zoroastrismus, Christentum und
Islam. Gemeinsam ist ihnen die Auffassung, dass Engel als Boten Gottes auftreten und nach Rang, Funktion und Bedeutung strukturiert sind.
Angelologie im Judentum
Im Alten Testament finden sich nur wenige systematische Hinweise zur Welt
der Engel. Historisch lässt sich jedoch feststellen, dass sich die jüdische Vorstellung von Engeln durch persische Einflüsse nach der Herrschaft von Kyros dem Großen vertiefte.
Rabbiner entwickelten eine komplexe Engellehre und führten Namen sowie Funktionen für mindestens sieben Erzengel ein:
Uriel - Heerführer und Wächter des Sheol
Raphael - Beschützer der Seelen
Raguel - Wächter göttlicher Gerechtigkeit
Michael - Krieger Israels
Sariel - Rächer der Geister
Gabriel - göttlicher Bote und Paradiesverwalter
Remiel - Hüter der Seelen im Totenreich
Engel in der Bibel
In der Bibel tauchen Engel von der Genesis bis zur Offenbarung auf. Sie erscheinen als Boten, Helfer oder Kämpfer in unterschiedlichen historischen Situationen. Im Gegensatz zu den geflügelten Mischwesen babylonischer Herkunft - halb Mensch, halb Tier - beschreibt die Bibel Engel als majestätische Lichtwesen, erschaffen noch vor dem Menschen.
Psalm 148 ordnet die Engel sogar an die Spitze der Schöpfung: noch vor Sonne,
Mond, Sternen und dem Menschen. Ihre Rolle ist es, Gott zu preisen und seinen Willen auszuführen.
Keine eigene Religion, aber ein spiritueller Zugang
Angelologie ist keine Religion, sondern eine theologische Disziplin, die eng mit mystischer Spiritualität verbunden ist. Ihre Studien und Erkenntnisse können spirituelle Lebenspraxis inspirieren - insbesondere durch die Nachahmung der Engel als Vorbilder göttlicher Weisheit und Reinheit.
Wesensmerkmale von Engeln (nach christlicher Überlieferung):
Geistige Natur: Sie sind immateriell, unsichtbar und körperlos.
Rationalität: Sie verfügen über Intellekt und Sprachvermögen.
Tatkraft: Sie setzen den Willen Gottes aktiv um.
Moral: Sie sind entscheidungsfähig zwischen Gut und Böse.
Unsterblichkeit: Sie unterliegen nicht dem physischen Tod.
Hierarchie: Sie existieren in unterschiedlichen Ordnungen.
Verehrung: Sie leben im Lobpreis und der Anbetung Gottes.
Trotz dieser allgemeinen Einigkeit bestehen innerhalb der Angelologie unterschiedliche Deutungen, abhängig von theologischer Ausrichtung und spiritueller Tradition.
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