Der
keltische Jahreskreis ist weit mehr als ein dekoratives Muster aus vergangener Zeit. Er ist Ausdruck eines Weltbildes, das auf Verbundenheit und zyklischem Denken basiert. Der Kreis selbst steht für Unendlichkeit und Einheit. Da er weder Anfang noch Ende kennt, symbolisiert er das ewige Werden und Vergehen. In der keltischen Mythologie galt er als Brücke zwischen der materiellen Welt und der
Anderswelt, ein Zeichen dafür, dass Leben und Tod untrennbar miteinander verwoben sind. Für die
Kelten war er zugleich Wegweiser und spirituelles Sinnbild.
Zeit im Spiegel der Natur
Die
Kelten sahen Zeit nicht als gerade Linie, sondern als Kreislauf, der sich immer wieder erneuert. Dieser Gedanke war eng mit der Natur verbunden. Der Jahreskreis wurde in helle und dunkle Hälfte geteilt: Die helle Zeit stand für Wachstum, Leben und Fruchtbarkeit, die dunkle für Rückzug, Stille und Transformation. Jeder Zyklus begann mit der Dunkelheit im November - ein Symbol dafür, dass aus der Leere neues Leben entsteht. Auch kleinere Rhythmen wie Tage, Wochen und Monate wurden als Kreise verstanden, sodass das gesamte Leben in ein großes Geflecht wiederkehrender Zyklen eingebunden war.
Die acht Stationen des Jahreskreises
Die acht Jahreskreisfeste waren nicht nur spirituelle Höhepunkte, sondern auch eng mit Landwirtschaft und Gemeinschaftsleben verbunden. Sie bildeten einen harmonischen Rhythmus:
- Samhain: Beginn des neuen Jahres und Fest der Ahnen.
- Yule: Wintersonnenwende, Ursprung des späteren Weihnachtsfestes.
- Imbolc: Fest des Lichts, Vorbote des Frühlings.
- Ostara: Feier des Frühlings und der Fruchtbarkeit.
-
Beltane: Feuerfest voller Lebensfreude, Symbol für Liebe und Vereinigung.
- Litha: Sommersonnenwende, Fest des Überflusses und der Sonne.
- Lughnasad: Erntefest zu Ehren des Lichtgottes Lugh.
- Mabon: Herbsttagundnachtgleiche, Fest des Dankes und des Gleichgewichts.
Jedes Fest markierte nicht nur eine Jahreszeit, sondern auch eine spirituelle Botschaft: die Rückkehr der Ahnen, die Hoffnung auf Licht, das Erwachen der Natur, die Kraft der Liebe, die Fülle der Erde oder das Gleichgewicht der Kräfte.
Ein Kreis, der uns heute noch leitet
Obwohl viele Jahrhunderte vergangen sind, inspiriert der
keltische Jahreskreis Menschen auch in der
Gegenwart. Er wird von spirituell Suchenden, Naturverbundenen und modernen Heidengemeinschaften gefeiert. In einer Welt, die oft von Beschleunigung geprägt ist, bietet er die Chance, innezuhalten, sich auf das Wesentliche zu besinnen und im Rhythmus der Natur Kraft zu schöpfen. Der Jahreskreis lädt uns ein, die Zeit nicht als linearen Ablauf zu sehen, sondern als ewigen Fluss, in dem jeder Abschnitt seinen Wert hat. So wird er zu einem zeitlosen Symbol, das
Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft miteinander verbindet.
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