Viele Menschen kennen das: In belastenden Momenten greifen sie zu alten Gewohnheiten oder versuchen, mit Nachdenken eine Lösung zu erzwingen. Doch oft führt dies nicht weiter.
Focusing setzt einen anderen Akzent. Statt den Kopf in den Vordergrund zu stellen, lenkt es die Aufmerksamkeit auf die Körpersignale.
Der Ansatz basiert auf der Erkenntnis, dass der Körper in Stresssituationen schneller reagiert als das Denken. Wer diese Signale deutet, kann tieferliegende
Blockaden lösen und neue Lösungen finden.
Von Wien in die Welt
Eugene Gendlin, 1926 in Wien geboren, verband Philosophie und Verhaltenswissenschaft in seiner Arbeit an der Universität Chicago. Gemeinsam mit Carl Rogers forschte er an neuen Formen der personenzentrierten Kommunikation. Dabei entdeckte er, dass körperliche Empfindungen der Schlüssel für Veränderungsprozesse sind.
Aus dieser Beobachtung entwickelte Gendlin die
Focusing-Methode. Sie ist klar strukturiert, gleichzeitig aber flexibel und kann von jedem Menschen als Werkzeug der Selbsthilfe genutzt werden.
Die drei Prinzipien
Focusing ruht auf drei fundamentalen Prinzipien:
- Langsamkeit: Durch eine entschleunigte Sprache entsteht Raum für Wahrnehmung und innere Resonanz.
- Offenheit: Die Methode folgt keinem vorgegebenen Ziel, sondern bleibt offen für das, was sich zeigt.
- Annahme:
Gefühle und Empfindungen dürfen sein, ohne Druck oder Kontrolle. Sie werden als Teil des Prozesses akzeptiert.
Diese drei
Elemente machen Focusing zu einer achtsamen Methode, die Geist und Körper in Einklang bringt.
Felt Sense - das Herzstück der Methode
Zentrales Element ist der Felt Sense, ein inneres, schwer beschreibbares Gefühl, das oft im Unterbauch spürbar wird. Es bildet die Grundlage für den Prozess.
Der Ablauf gestaltet sich in mehreren Schritten: Zunächst schafft man inneren Raum, dann richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Felt Sense. Durch das Finden passender Worte entsteht ein innerer Dialog, der immer wieder mit den Empfindungen abgeglichen wird. Kommt es zu einem "Shift", spürt man Erleichterung und erkennt, dass eine Lösung gefunden ist.
Einsatz im Alltag
Focusing ist vielseitig einsetzbar - sei es bei Prüfungsstress, im Beruf oder in persönlichen Lebenskrisen. Besonders dann, wenn Grübeln nicht weiterhilft, zeigt die Methode neue Wege. Auch bei Selbstzweifeln, inneren Blockaden oder übermäßigen
Emotionen bietet sie wertvolle Unterstützung.
Focusing verdeutlicht: Die Antworten liegen oft verborgen in den Signalen des Körpers. Wer lernt, diese Sprache zu hören, entdeckt neue Klarheit, Gelassenheit und Vertrauen in die eigene
Intuition.
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